Montag, 24. Oktober 2005
Ein Foto und ein Name
ist normalerweise das Mindeste, was ich in die Hand bekomme. Diesmal ist es anders, denn das Foto reicht völlig aus, um zu wissen, um wen es diesmal geht.
Das könnte mein Sprung in die höhere Liga sein, wenn ichs nicht vermassel. Die Jobs der letzten vier Jahre - meine Güte, so lange bin ich schon nicht mehr krankenversichert - waren nicht sonderlich lukrativ, aber dafür risikoarm. Wer vermisst schon beispielsweise russische Drogenkuriere, die dachten, sie könnten ihre Bosse übers Ohr hauen? Die Polizei sucht nur in der entsprechenden Szene herum und findet natürlich nichts. Da ist mein USP: Wenn man mich beauftragt hat, kann sich jeder einschlägig Verdächtige ein prima Alibi besorgen.
Ist aber ein elend ödes Tagesgeschäft und man kommt nicht weit mit der mickrigen Bezahlung. Man könnte meinen, 10.000 Euro pro Job sind doch ein Haufen Kohle, aber ich habe hohe Ausgaben: Vor allem die fünf Identitäten, die alle ordentlich gepflegt werden wollen (allein die 5 Wohnungen kosten ein Vermögen). Ständig wechselnde Mobiltelefone. Die Mietwagen. Die Massen an wechselnden Klamotten.
Zum Glück brauche ich nicht so viel Geld für Waffen wie andere Kollegen. Ich denke, da habe ich ein cleveres System: lasse mir immer eine neue Waffe vom Auftraggeber besorgen und benutze für den Job die des vorigen Auftraggebers.
Und jetzt der Glücksgriff: Mein erster Promi. Hat sich wohl mit Grundstücken verspekuliert und glaubt, seine Schulden nicht bezahlen zu müssen. Eigentlich traurig, wie armselig auch solche Menschen in Wirklichkeit sind. Aber für mich zumindest das siebenfache Wert wie die anderen Drecksäcke und wenn ichs sauber hinbekomme mein persönlicher sozialer Aufstieg aus der Kreisklasse in die 2. Liga.
Erste Liga ist die Kategorie Superstars oder Politiker. Ob ich das noch erlebe, weiß ich nicht. Da oben wird die Luft arg dünn.

... comment